Calamity-Jane-Postkarte

Calamity Jane

Es gab sie wirklich, das „Flintenweib“, die weibliche Wildwestlegende, an der sie selbst fleißig mitgestrickt hat. Martha Jane Cannary lebte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Schon früh lernte sie mit Pferden und Gewehren umzugehen. Sie verdiente ihren Lebensunterhalt als Schienenlegerin, Armee-Scout und Postkutschenlenkerin. Die Frau mit dem Colt im Gürtel trug Männerkleidung, trank Alkohol, kaute Tabak, spielte Poker und verschaffte sich, wenn nötig, mit dem Colt oder ihren Fäusten Respekt, zu jener Zeit ein Unding für eine „anständige Frau“. Der reichliche Alkoholkonsum und ihre Angeberei verbargen eine traurige Frau, die schon mit 24 Jahren ihren Partner, Buffalo Bill, verloren hatte und ihre einzige Tochter Janey zur Adoption freigeben musste, der sie viele Briefe schrieb, die sie nie abgeschickt hat. Mit nur 51 Jahren starb sie völlig verarmt in einem schäbigen Hotelzimmer.

In einem Monolog am Tresen, ausgedacht von Angelika Kopecny, lässt Calamity Jane ihr Leben Revue passieren. Sie hat schon – wie sollte es anders sein – ein paar Gläser Whisky intus und will dem „Greenhorn“, einem jungen Reporter, mächtig Eindruck machen. Erzählt von den glorreichen Zeiten ihrer Wild-West-Show, Schießereien, blöden Weibern, die sich ihren Ehemann schnappen wollten und ihrem großen Freiheitsdrang. Zwischendurch kommen auch mal ein paar zarte Töne durch, die sie aber sofort wieder in dröhnendem Gelächter untergehen lässt.
Sigrid Graf, Regisseurin des Osnabrücker Ensembles „Bouquet“ gefiel der Text, der zuerst im Sammelband „Bad Women“ (hrsg. Von Baerbel Becker) 1989 bei Elefanten Press erschienen ist, so gut, dass sie ihn 2017 mit Viola Kuch als Calamity Jane auf die Bühne brachte.

Angelika Kopečný: flyer calamity jane